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Beitrag vom 23.08.2007
Waldeck – Ballroom Stories
Tatjana Zilg
In die Goldenen 20er und 30er Jahre entführt der Wiener Musiker und Produzent Waldeck mit seinem neuen Projekt. Hinzu bat er Zeebee, die mit ihrer lässig-bitterzart changierenden Stimme ...
... genau die richtigen Nuancen für diese Zeitreise trifft.
Und nicht nur Zeebee, die österreichische Betty Boop – Jazzerin mit den Kunstflug-Träumen, konnte Waldeck für die Vocal-Einlagen auf "Ballroom Stories" begeistern, sondern auch Joy Malcolm von der britischen Acid Jazz-Band Incognito. Sie verleiht dem Opener "Make My Day", der durch eine das Blut in Schwingung versetzende Dub-Hookline besticht, ein stimmliches Gewand. Ihr kraftvoller Soul-Gesang drang bis in die Marketing-Etagen von Mercedes vor: Der Song wurde für die aktuelle Formel 1 TV Kampagne mit Weltmeister Fernando Alonso auserwählt.
Einige Nuancen höher kommt die verführerische, einprägsame Stimme Zeebees daher. Mit leichter Ironie steppt sie selbstbewusst und mit deutlichem Spaß an den musikalischen Entwürfen des Kultproduzenten Klaus Waldeck durch Songs mit assoziationsreichen Titeln wie "Memories", "Addicted", "Midsummer Night Blues", "Why Did We Fire The Gun?" und "Our Day Will Come".
Komplettiert wird der farbige Reigen rund um die Goldenen 20er und 30er Jahre, die vom Nationalsozialismus jäh gestoppt wurden, mit einigen Instrumentals, die mit einer turbulenten Mischung aus Downbeat-, Dub- und Jazz-Elementen den Äther vibrieren lassen.
Maskuline Tonlagen lässt Brian Amos, der schon bei einigen früheren Projekten von Waldeck mitwirkte, auf "So Black & Blue" erklingen, das weitaus munterer in die Ohren swingt als es der Titel vermuten lässt.
Es war aber nicht Waldeck´s Ziel, den Sound aus vergangenen Tagen detailliert zu rekonstruieren. Vielmehr wollte er mit seinen 11 Reminiszenzen eine eigene Interpretation der damaligen Atmosphäre und Stilgewohnheiten wagen. Die Fülle, die Experimentierfreude und der Aufbruchsgedanke der Zeit, die im Rückblick oft Faszination auslöst, spiegeln sich in Melodien, die neben Jazz- und Swing-Klängen von vielen modernen Elementen durchdrungen sind.
"Zu dieser Zeit gab es eine besondere Lebenslust – und ich denke, dass sie unserer heutigen Zeit gar nicht so unähnlich war. Es herrschte eine gewisse Vergnügungssucht – es war auch eine Zeit, in der Frauen erstmals solo ausgingen und mit ihren ewig langen Zigarettenspitzen auf ihr neues Selbstbewusstsein hinwiesen", erzählt der Wiener, der zuletzt mit dem Projekt Saint Privat erfolgreich war.
AVIVA-Tipp: Ein musikalisches Zeitkarussell, das gekonnt die Rhythmen von heute mit denen aus vergangenen goldenen Tagen verknüpft und dabei ganz nebenbei mit einer stürmischen Prise Lebenslust infiziert.
Waldeck
Ballroom Stories
Label: Dope Noir, Soulfood, VÖ August 2007